Die ICD-10 definiert sechs Kriterien, von denen drei oder mehr mindestens einen Monat lang (oder bei kürzerer Dauer: innerhalb eines Jahres wiederholt) gleichzeitig vorhanden sein müssen, um die Diagnose eines Abhängigkeitssyndroms (F10.2) stellen zu können:

  • Starkes oder zwanghaftes Verlangen, Alkohol zu konsumieren (Fachterminus: Craving)
  • Verminderte Kontrollfähigkeit bei der Menge, des Beginns oder Ende des Konsums (d. h., es wird regelmäßig mehr Alkohol oder über einen längeren Zeitraum konsumiert als geplant oder es bestehen der anhaltende Wunsch und Versuche, den Alkoholkonsum zu verringern oder zu kontrollieren, ohne dass dies nachhaltig gelingt)
  • Körperliche Entzugserscheinungen bei Konsumstopp oder Konsumreduktion
  • Nachweis einer Toleranz (um die gewünschte Wirkung hervorzurufen, sind zunehmend größere Mengen an Alkohol erforderlich)
  • Einengung des Denkens auf Alkohol (d. h. Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Alkoholkonsums)
  • Anhaltender Substanzkonsum trotz gesundheitlicher und sozialer Folgeschäden für den Konsumenten, obwohl der Betroffene sich über die Art und das Ausmaß des Schadens bewusst ist oder bewusst sein könnte (z. B. Leberkrankheiten wie Leberzirrhose, eine Verschlechterung der kognitiven Funktionen, Verlust des Führerscheins oder Arbeitsplatzes, Trennung des Lebenspartners, Rückzug des Bekannten- und Freundeskreises etc.)

Es sind also individuelle Grenzen, wann man bei sich von einer Alkoholabhängigkeit spricht.

Diese Symptome sind bei alkoholkranken Personen extrem ausgeprägt, auch wenn Alkoholiker Anfangs häufig die Krankheit negieren.

Die Krankheitseinsicht ist in der Therapie ein wichtiger Schritt, für viele vielleicht der wichtigste.

Wenn Sie bei sich oder Freunden, Familienmitglieder diese Verhaltensweisen feststellen, können Sie sich bei qualifizierten Stellen beraten lassen. Ganz anonym, unverbindlich.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Hier können Sie sich informieren und Kontaktdaten einer geeigneten Beratungsstelle bekommen.

Es gibt viele Suchthilfeverbände und alle leisten großartige Arbeit. Hier möchte ich die 3 vorstellen, mit denen ich bereits Kontakt hatte:

Blaues Kreuz Deutschland e.V.: “Blaues Kreuz in Deutschland e.V.” (BKD) als Suchthilfeverband sieht seinen Auftrag darin, Suchtkranken und Angehörigen zeitgemäß und kompetent zu helfen und präventiv einer Suchtentwicklung vorzubeugen. [Quelle online]

Anonyme Alkoholiker Interessengemeinschaft e.V. : Anonyme Alkoholiker sind eine Gemeinschaft von Männern und Frauen, die miteinander ihre Erfahrung, Kraft und Hoffnung teilen, um ihr gemeinsames Problem zu lösen und anderen zur Genesung vom Alkoholismus zu verhelfen. [Quelle online]

Kreuzbund e.V.: Der Kreuzbund ist ein katholischer Verband. Die Sorge um Suchtkranke und Angehörige
ist Schwerpunkt und Inhalt seiner Arbeit.
Der Kreuzbund ist ein gemeinnütziger Verein und anerkannter Fachverband des Deutschen Caritasverbandes. Er gliedert sich in Diözesanverbände.

Die Selbsthilfe findet trotz Lockdown statt, häufig online, in manchen Bezirken auch in der persönlichen Begegnung.

Trauen Sie sich, suchen Sie Rat, bzw. informieren Sie sich! Sie brauchen keinerlei Berührungsängste zu haben, niemand wird Sie oder Ihre Lieben dafür verurteilen, dass sie krank sind und Hilfe suchen, ganz im Gegenteil. Wenn Sie diesen ersten Schritt gehen, können Sie sehr stolz auf sich sein.

In einem weiteren Beitrag wird sich alles um die Jellinek-Symptome drehen und warum Alkoholiker nie wieder zum Halli-Galli-Party Konsum zurückkehren können und einfach weniger trinken können, sobald eine gewisse Grenze überschritten wurde. Alkoholismus ist eine Einbahnstraße, sogar eine Sackgasse. Es gibt auch unterschiedliche Trinktypen. Dazu mehr in anderen Beiträgen.

Vielen Lieben Dank für das Lesen dieser Infos, dadurch machst Du die Welt schon zu einem besser informierten und somit besseren Ort.